Russische Orthodoxe Kirche. Moskauer Patriarchat.
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Projekt der Synodalen Missionsabteilung "Orthodoxer Übersetzer"
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Wenn du getauft wurdest… und nicht weißt, wie es weitergehen soll

Viele Menschen denken, dass mit der Taufe alles abgeschlossen sei. Das stimmt aber überhaupt nicht. Mit der Taufe fängt alles erst an. Der Spross des ewigen Lebens wird in dich gepflanzt, und er soll gepflegt werden. Um zu wachsen, soll dieser Spross bewässert werden mit dem häufigen Empfang des Heiligen Sakraments, gelockert werden - durch das Ertragen von Schmerzen um Christi willen....

Nach der Taufe kommen oft verschiedene Schwierigkeiten auf den Menschen zu, er hat Sorgen zu ertragen und die Versuchungen nehmen zu, obwohl sie nie überwältigend sind. Nun braucht ihr euch weder vor dem bösen Blick, noch vor dem Verderben, noch vor der Hexerei zu fürchten, sondern die Gebote eifrig einhalten, und es wird euch kein geistliches Übel widerfahren. Es ist notwendig, sich nicht durch "blaue Flecken" und "Beulen", d.h. durch Misserfolge, in Verlegenheit bringen zu lassen, sondern langsam, allmählich, aber kontinuierlich an sich zu arbeiten, im Glauben an die Hilfe und Unterstützung des Herrn. Die Hauptsache ist, den anfänglichen Eifer nicht zu verlieren, ihn durch ständiges Gebet (auch wenn deine Gebetsregel klein ist), Fasten, allmähliche, aber beharrliche Überwindung der sündigen Gewohnheiten, Neigungen und anschließend der Leidenschaften aufrechtzuerhalten. Wie soll man das tun?

Schauen wir mal an, wie die Pflanzen wachsen. Es ist notwendig, den Garten zu jäten - schlechte Gewohnheiten und Gedanken aus dem Herzen auszureißen. Die Luft um die Pflanze muss sauber und unbelastet sein - die Atmosphäre des kirchlichen Lebens, die sich besonders in der Bewahrung des ungebrochenen Glaubens zeigt. Die Pflege durch einen Gärtner ist notwendig - die Hilfe des Priesters. Es muss ein Gewächshaus geben - die Hoffnung auf Gott. Die Pflanze muss vor Parasiten und Krankheiten geschützt werden - vor Irrlehren, Schismen und geistlichen Leidenschaften (Stolz, Eitelkeit, Begehrlichkeit, Verzagtheit). Es sollte viel Licht geben - das Lesen der Heiligen Schrift und der Literatur von den heiligen Kirchenväter. Es ist notwendig, öfter die überflüssigen Blätter abzuschneiden - die pharisäische Beschäftigung mit äußeren Regeln zum Nachteil des inneren Wachstums. Dann werden die Früchte wahrer guter Taten zum Vorschein kommen. Aber gerade dann nimmt die Versuchung zu. Das ist verständlich. Wenn ein Sportler eine größere Höhe erreicht, legt der Trainer die Latte höher, um das Ergebnis zu verbessern. Das tut auch Gott. Oft gibt Er uns zur Belohnung für unsere guten Taten die Möglichkeit, noch größere und schwierigere Dinge zu tun. Dies ist ein Zeichen seiner Liebe zu uns. Und wenn die Früchte reif sind, holt Gott den Menschen zu sich zurück und krönt ihn zum Sieger.

Man sollte nicht versuchen, auf der Leiter, die in den Himmel führt, auf einmal nach oben zu springen. Wir sollten schrittweise vorgehen. Und die Kirchenväter und ein Beichtvater werden uns dabei helfen. Aber das Wichtigste ist, dass das geistliche Wachstum eines Menschen nicht nur von den Taten abhängt, sondern von der Gnade des Heiligen Geistes, die zu den Demütigen kommt.

Fangen wir mit den einfachsten Dingen an. Jede Art von Leben hat ihre Besonderheiten, ihren eigenen Rhythmus, ihre eigene Ordnung. So muss auch der Christ seine eigene Art und seinen eigenen Rhythmus des Lebens haben. Der Tagesablauf ändert sich. Wenn ein Christ morgens aufwacht, steht er oder sie vor den Ikonen (normalerweise an der Ostwand des Zimmers), zündet eine Kerze oder eine Lampe an und liest die Morgengebete aus dem Gebetbuch. Was die richtige Art zu beten? Apostel Paulus schreibt, dass es besser ist, fünf Worte mit dem Verstand zu sprechen als tausend Worte mit der Zunge, also sollte der Betende jedes Wort des Gebets verstehen. Wenn man betet, sollte man sich niemals die Heiligen oder Christus vorstellen. Auf diese Weise kann man verrückt werden und geistigen Schaden erleiden. Es ist notwendig, den Worten des Gebets aufmerksam mit dem Verstand zu folgen und das Herz daran zu erinnern, dass Gott überall ist und alles sieht. Deshalb ist es besser, die Hände während des Gebets auf die Brust zu legen, wie es in den liturgischen Statuten heißt. Man vergesse nicht, sich zu bekreuzigen und zu verbeugen.

Nach dem Morgengebet isst man die Prosfora und trinkt Weihwasser. Dann beschäftigt man sich mit den Tagesgeschäften. Bevor sich ein Christ zum Essen hinsetzt, spricht er das Vaterunser, bekreuzigt sich und sagt: „Im Namen des Vaters, und des Sohnes, und des Heiligen Geistes“. Nach dem Essen vergesse man nicht, dem Herrn zu danken. Während des Tages versuchen die Christen, immer an Gott zu denken. Deshalb wiederholen sie oft die Worte: „Herr Jesus Christus, Sohn Gottes, hab Erbarmen mit mir Sünder“. Vor jeder guten Tat bittet man Gott um seine Hilfe. Und wenn es sich um ein großes Anliegen handelt, kann man in der Kirche einen Gebetsgottesdienst bestellen. Abends, bevor man zu Bett geht, betet man für den kommenden Schlaf und bittet Gott, sich in der Nacht zu beschützen.

Jeden Tag liest man in der Heiligen Schrift. Gewöhnlich ein Kapitel aus dem Evangelium, zwei Kapitel aus den Apostelbriefen, ein Kapitel aus den Psalmen (das Ausmaß der Lektüre wird jedoch individuell festgelegt). Jede Woche fastet man am Mittwoch (zum Gedenken an den Verrat des Judas) und am Freitag (zum Gedenken an die Leiden Christi auf dem Golgatha) und haltet die großen Fastenzeiten ein (Große Fastenzeit vor Ostern, Apostel-Fastenzeit, Marienfastenzeit und Philippus-Fastenzeit (Advent) vor Weihnachten).

Am Samstagabend und Sonntagmorgen geht man immer in die Kirche und versucht mindestens einmal im Monat zur Kommunion zu gehen (je öfter, desto besser). Vor der Kommunion fastet man in der Regel drei Tage lang (wenn man also einmal im Monat und seltener zur Kommunion geht, und wenn öfter, legt man das Maß des Fastens gemeinsam mit dem Beichtvater fest), man liest die Regel aus dem Gebetbuch (drei Kanons: Bußkanon an unseren Herrn Jesus Christus, Trostkanon an die allheilige Gottesgebärerin und Kanon an den heiligen Schutzengel, sowie die Gebete vor der heiligen Kommunion). Man soll zum Abendgottesdienst kommen, um die Sünden zu beichten und am Morgen mit leerem Magen zur Liturgie kommen. Es ist sehr hilfreich, einen Beichtvater zu finden - einen Priester, der einem hilft, zu Christus zu gehen. Bitte deinen Beichtvater um eine Erklärung für schwierige Fragen, die sich auf die Heilige Schrift und die Heiligen Väter stützt, und folge dann seinem Rat.
Aber man vergesse nicht die Hauptsache. Ihr seid in der Kirche zu Gott gekommen, also lebt vor ihm, wandelt vor ihm, liebt ihn und seid rein. Dann werdet ihr heilig und verwirklicht das Ziel des christlichen Lebens. Das ist der Zweck der Taufe, denn es heißt: "Seid mir geheiligt; denn ich, der Herr, bin heilig" (Levitikus 20,26).